Eine kurze Geschichte der
amerikanischen Präsidenten ab 1945
oder
66 Jahre Staatsterrorismus?
von Domingo Conte
„Würde das Gesetz der Nürnberger Prozesse angewendet werden, dann müsste man jeden Nachkriegspräsidenten der USA hängen. Mit Übertretung der Gesetze der Nürnberger Prozesse meine ich die selben Arten von Verbrechen, für die Leute in Nürnberg und Tokio gehängt wurden.“
Sechsundsechzig Jahre ist das Ende des Zweiten Weltkrieges nun her. Sechsundsechzig Jahre, zwei Atombombenabwürfe und 12 US-Präsidenten, um genau zu sein. Und seit sechsundsechzig Jahren streiten Historiker, Friedensforscher, Soziologen, Anthropologen, Politologen und alle möglichen anderen Wissenschaftler darüber, ob die vor sechsundsechzig Jahren durchgeführten Atombombenabwürfe gerechtfertigt waren oder nicht. Die einen sind davon überzeugt, dass dies die effizienteste und schnellste Methode war, den Krieg zu beenden. Die anderen sehen darin den größten Akt von Staatsterrorismus und Kriegsverbrechen in der Geschichte der Menschheit. Wenn man sich nun die Mühe macht und nachsieht, was jene Leute, die direkt daran beteiligt waren dazu zu sagen hatten, so stößt man dabei immer wieder auf interessante Aussagen wie den folgenden.
Dwight D. Eisenhower, zum Zeitpunk der Bombenabwürfe noch General der US Armee, schrieb in seinen Memoiren: „1945 informierte mich der Kriegsminister Simpson, als er mein Hauptquartier in Deutschland besuchte, dass unsere Regierung sich vorbereitete, eine Atombombe auf Japan zu werfen. Ich war einer derjenigen, die meinten, dass es eine Anzahl zwingender Gründe gab, die Klugheit eines solchen Aktes zu hinterfragen. Während seines Vortrags der relevanten Fakten war ich mir eines Gefühls von Depression bewusst und daher sprach ich ihm gegenüber meine gravierenden Befürchtungen aus, zuerst auf der Basis meines Glaubens, dass Japan bereits besiegt und das Abwerfen einer Bombe völlig unnötig sei und zweitens weil ich meinte, dass unser Land es vermeiden sollte, die Weltmeinung zu schockieren durch den Gebrauch einer Waffe, deren Anwendung, wie ich dachte, nicht länger zwingend erforderlich war als eine Maßnahme, um amerikanische Leben zu retten.’’[2]
Der damalige Oberbefehlshaber über die alliierte Marine im Pazifikkrieg, Chester W. Nimitz, war der selben Meinung wie Eisenhower und meinte: „Die Japaner hatten tatsächlich schon um Frieden ersucht. Die Atombombe spielte keine entscheidende Rolle, von einem reinen militärischen Standpunkt aus gesehen, für die Niederlage Japans.“[3] Auch William Daniel Leahy, damaliger Generalstabschef des Präsidenten, war dieser Ansicht und sagte: „Die Verwendung [der Atombomben] in Hiroshima und Nagasaki war uns von keinerlei materiellem Nutzen in unserem Krieg gegen Japan. Die Japaner waren bereits besiegt und aufgrund der effektiven Seeblockade und der erfolgreichen Bombardierungen mit konventionellen Waffen zur Aufgabe bereit.“[4] Brigadegeneral Carter Clarke war der Offizier des militärischen Geheimdienstes, der aufgefangene japanische Funksprüche für die amerikanischen Offiziellen zubereitete. Er sagte zu den Abwürfen: „...wir mussten es nicht tun, und wir wussten das wir es nicht tun mussten, und sie wussten das wir wussten das wir es nicht tun mussten, wir haben sie als Experiment für zwei Atombomben verwendet.“[5]
Dies sind nur ein paar wenige der Zitate derjenigen, die alle ganz direkt in das damalige Geschehen in hohen Positionen involviert waren. Wenn diese Leute nicht Bescheid darüber wissen, was vor sechsundsechzig Jahren wirklich vorgefallen ist, dann wird die Wahrheit wohl für immer im Dunkeln bleiben. Natürlich besteht auch die Möglichkeit, dass all diese Männer lügen. Das kann man nicht ausschließen. Die Frage, die sich dann allerdings stellt ist, weshalb all diese Leute gelogen haben. Es wäre wesentlich einfacher nachzuvollziehen, wenn sie alle gewusst hätten, dass die Bombenabwürfe überflüssig waren, sie alle aber das Gegenteil davon behauptet hätten. Doch umgekehrt ergibt das bei Männern wie den oben erwähnten einfach nicht sonderlich viel Sinn.
Tatsache ist, dass bei den beiden Bombenabwürfen insgesamt etwa 250.000 Männer, Frauen und Kinder jeweils im Zeitraum eines Augenblicks zu Asche verwandelt wurden. Im Laufe der folgenden fünf Jahre starben mindestens weitere 130.000 Menschen an Strahlenvergiftung. Die genauen Zahlen werden wir wohl nie kennen. Ob diese gewaltige Menge an Kollateralschäden nun sinnvoll und von Nutzen war oder nicht, darüber soll sich jeder seine eigene Meinung bilden, was meines Erachtens auch nicht sonderlich viel Zeit beanspruchen dürfte. Man mag dann noch darüber diskutieren, wie man es konkret nennen soll: „Gräueltat“, „Kriegsverbrechen“, „Terrorismus“, „Staatsterrorismus“, oder aber „effiziente Kriegsführung“ oder „schnelles Ende“.
Sollte es aber zutreffend sein, dass, wie die oben zitierten US-Offiziere sagen, es aus militärischer Perspektive in keiner Weise von Nutzen war, die Bomben abzuwerfen, sondern lediglich dazu diente, der ganzen Welt die eigene Überlegenheit zu demonstrieren, dann müssten wohl, so hoffe ich jedenfalls, die meisten meiner Leser mit Howard Zinn übereinstimmen können, wenn er sagt: „Wenn "Terrorismus" eine sinnvolle Bedeutung hat ... dann trifft diese exakt auf die Bombardierungen von Hiroshima und Nagasaki zu.“[6]
Nagasaki 1945: Vor und nach dem Bombenabwurf
Die Encyclopædia Britannica definiert Terrorismus im allgemeinen als „die systematische Verwendung von Gewalt um ein allgemeines Klima der Angst in einer Bevölkerung zu erzeugen und dadurch ein spezifisches politisches Ziel zu verfolgen.“ Die Enzyklopädie fügt an, dass "establishment terrorism", häufig Staats- oder staatsfinanzierter Terrorismus genannt, von Regierungen – oder öfter von Splittergruppen innerhalb der Regierungen – gegen die Bevölkerung der Regierung, gegen Splittergruppen innerhalb der Regierung, oder gegen ausländische Regierungen oder Gruppen angewendet wird.[7]
Die Definition von Terrorismus im United States Code lautet: "Terroristischer Akt" bedeutet eine Aktivität "die (A) eine gewalttätige oder menschliches Leben gefährdende Handlungen involviert welche nach den Gesetzen der Vereinigten Staaten oder irgend eines anderen Staates strafbar sind... und (B) absichtlich geschehen zu sein scheinen um (i) die zivile Bevölkerung einzuschüchtern oder zu nötigen; (ii) die Politik einer Regierung zu beeinflussen durch Einschüchterung oder Nötigung; oder (iii) das Verhalten einer Regierung durch Mord oder Entführung zu beeinflussen."[8]
Und in einem US-Army Handbuch wird Terrorismus so definiert: "der kalkulierte Gebrauch von Gewalt oder der Androhung von Gewalt zu Erreichung politischer, religiöser oder ideologischer Ziele. Dies wird durch Einschüchterung, Nötigung oder der Verbreitung von Angst erreicht."[9]
In diesem Papier werde ich versuchen, kurz an einigen Beispielen aufzeigen, dass die Atombombenabwürfe kein Einzelfall von Terrorismus oder Staatsterrorismus seitens der USA waren, sondern dass die Vereinigten Staaten von Amerika eine lange Tradition des Staatsterrorismus pflegen. Die USA war seit Ende des Zweiten Weltkrieges die eine Schlüsselmacht beim Umsturz von Regierungen in Guatemala, Guayana, Brasilien, Chile, Iran, Uruguay, Syrien, Indonesien, Griechenland, Argentinien, Haiti, Bolivien und zahlreichen anderen Ländern, ebenso wie beim Ersetzen dieser Regierungen durch pro-kapitalistische Militärregime, welche dann ihre Märkte und Ressourcen für westliche Investoren öffneten.
In der Zeit seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges führten die USA fortwährend staatsfinanzierte Terroraktionen und Stellvertreterkriege (proxy wars) durch, gegen Länder wie Angola, Mosambik, Äthiopien, Portugal, Süd-Jemen, Nicaragua, Kambodscha, Ost-Timor, Ägypten, Libanon, Peru, Iran, Zaire oder Jamaika. In den letzten drei Dekaden waren die USA ganz offiziell in direkte Militäraktionen in Vietnam, der Dominikanischen Republik, Nord-Korea, Laos, Kambodscha, Haiti, Libanon, Grenada, Panama, Irak, Somalia, Afghanistan und Jugoslawien involviert – oft in direktem Verstoß gegen die UN-Charta und gegen internationales Recht.
Selbstverständlich gibt es auch andere Staaten die Terroraktionen durchgeführt haben und dies auch immer noch tun. Aber keine andere Nation war in den letzten Jahrzehnten auch nur annähernd in so viele terroristische Handlungen involviert wie die Vereinigten Staaten von Amerika. Und das interessante und einzigartige an den USA ist die Tatsache, dass sie sich ganz offiziell im internationalen Terrorismus engagieren. Nach dem Zweiten Weltkrieg nannten sie ihre Form von Staatsterrorismus noch Counterinsurgencies (Aufstandsbekämpfungen). Die Idee war es, möglichst früh in entstehende Konflikte eingreifen zu können, aus Angst, ansonsten im Rennen um die Dritte Welt mit der Sowjetunion den Kürzeren zu ziehen. Counterinsurgencies wurden irgendwann zu „low-intensity warfare“ (LIC) oder "Konflikte niedriger Intensität" umbenannt und während der Reagan-Ära wurde das Konzept der "Konflikte niedriger Intensität" dann zur offiziellen Militärdoktrin und es wird bis heute angewendet.[10] Wollen wir nun einmal die Definition von „low-intensity warfare“ genauer ansehen um sie mit den oben erwähnten Definitionen von Terrorismus vergleichen zu können.
„Low-intensity conflict“ oder "Konflikt niedriger Intensität" wird in einem Handbuch der US Army folgendermaßen definiert: "... eine politisch-militärische Konfrontation zwischen disputieren Staaten oder Gruppen unterhalb von konventionellem Krieg und oberhalb der üblichen, friedvollen Konkurrenz zwischen Staaten. Häufig handelt es sich dabei um langwierige Kämpfe konkurrierender Prinzipien und Ideologien. LIC reicht von Subversion bis zum Gebrauch von Waffen. Er wird ausgefochten durch eine Kombination der Mittel, unter Verwendung politischer, ökonomischer, informationeller und militärischer Instrumente. LIC sind häufig lokal begrenzt, generell in der Dritten Welt, beinhalten aber regionale und globale Sicherheitsimplikationen."[11]
Noam Chomsky meint dazu: „Liest man die Definition von Konflikten niedriger Intensität in den US-Armeehandbüchern und vergleicht diese mit den Definitionen von "Terrorismus" in den US-Armeehandbüchern oder mit dem U.S Code, stellt man fest, dass sie beinahe identisch sind.“[12]
Über die Definitionen dessen, in was alles die USA im letzten halben Jahrhundert auf der halben Welt involviert waren, mag man von Fall zu Fall diskutieren, doch all die hier weiter unten noch erwähnten Beispiele von Staatsstreichen, Terroranschlägen, Sabotageakten, Entführungen und ähnlichem seitens der USA, könnten in ihrer Gesamtheit betrachtet doch recht leicht zum Verdacht führen, dass es sich bei diesem Staat sehr wohl um einen terroristischen Staat bzw. um Staatsterrorismus handelt.
Bei den folgenden Beispielen handelt es sich um einige jener Fälle, die ausreichend gut dokumentiert und bewiesen worden sind bzw. solche, die durch deklassifizierte Regierungsdokumente von offizieller Seite selbst bestätigt worden sind. Über manche der Beispiele wird man natürlich auch diskutieren können. Oft liegt dann das Problem darin, dass die USA seit sechsundsechzig Jahren stets zu den Gewinnern gezählt haben, und die Geschichte wird, das ist kein Geheimnis, stets von den Gewinnern geschrieben. Deshalb ist es oft nicht einfach, illegale Handlungen seitens der USA klar zu definieren bzw. ihnen solche nachzuweisen.
In vielen der Fälle, in welche die USA höchstwahrscheinlich involviert waren, wurde das meiste, dass dies auch belegen könnte, einfach erst gar nicht in die offizielle Geschichtsschreibung mit aufgenommen oder man hat – in orwell'scher Manier – die Geschichte so oft verändert dass es heute so viele verschiedene Varianten davon gibt dass keiner mehr genau sagen kann, welche davon nun wirklich passiert ist. So waren beispielsweise während der Gerichtsverfahren in Nürnberg und Tokio Bombardierungen von urbanen Gebieten nicht als Kriegsverbrechen klassifiziert, und zwar deshalb nicht, weil die USA weit mehr davon ausgeführt hat als Deutschland oder Japan. Daher galt dies nicht als Kriegsverbrechen. Die Bombardierung Dresdens etwa war kein Kriegsverbrechen. Man steht dann, wenn man sich in verschiedenen Geschichtsbüchern über die Bombardierung Dresden erkundigt, vor der irritierenden Situation, das nach offiziellen Angaben die Zahl der Menschen die dabei ums leben gekommen sein sollen zwischen 25,000 und 250,000 schwankt.[13] Mit solch genauen „Fakten“ wie diesen muss man sich jedenfalls häufiger herumschlagen, wenn man verschiedene vermeintliche Fälle von Terrorismus seitens der USA genauer zu ergründen versucht.
Worüber aber nicht lange diskutiert werden muss ist, wer die Verantwortung für die Bombenabwürfe auf Japan übernehmen musste. Dieser jemand war – als Oberbefehlshaber der amerikanischen Streitkräfte – Harry S. Truman. Er war der erste US-Präsident der Nachkriegszeit zwischen 1945 und 1953, und wie wir noch sehen werden, war er bei weitem nicht der einzige, der einen ausgeprägten Hang zur Konfliktlösung in Form von terroristischen Methoden hatte. Neben den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki 1945 hat er der Welt auch seine Truman-Doktrin geschenkt: Allen Völkern, deren Freiheit von militanten Minderheiten oder durch einen äußeren Druck bedroht ist, Beistand zu gewähren. Und mit seiner Containment-Politik, welche darin bestand, alle möglichen militärischen, ökonomischen und diplomatischen Strategien dazu einzusetzen, den Kommunismus zu bekämpfen, legte er den Grundstein für den Kalten Krieg. Mit ihm begann auch die sogenannte „McCarthy-Ära“ und das Komitee für „unamerikanische Umtriebe“ mit dem dann auch das eigene Volk terrorisiert und verfolgt wurde.
Auf Truman folgte Dwight D. Eisenhower von 1953 bis 1961 im Amt als Präsidenten der Vereinigen Staaten von Amerika. Er war mit seiner „Eisenhower-Doktrin“ für eine weitere Verschärfung im Kalten Krieg in wesentlichem Maße mitverantwortlich. Diese besagte, dass die USA überall und mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln (also auch der Verwendung von Atomwaffen), gegen eine vom internationalen Kommunismus gestartete Aggression gegen ein Land, das sich im Nahen Osten befindet, vorgehen werden.
Während seiner Amtszeit wurde auch der Coup d'état im Iran 1953 mit Hilfe von CIA und MI6 inszeniert.[14] Dabei wurde der Sturz des demokratisch gewählten Mohammad Mossadegh herbeigeführt und die Eisenhower Regierung installierte den Diktator Mohammad-Rezā Shāh Pahlavi der dann für die nächsten 26 Jahre im Iran regierte. Des weiteren wurde während seiner Amtszeit der Coup d'état 1954 in Guatemala in die Wege geleitet [15] und der - ebenfalls demokratisch gewählte - Jacobo Arbenz Guzman gestürzt und durch den Diktator Carlos Castillo Armas ersetzt.
Dann kam John F. Kennedy. Während seiner Präsidentschaft (1961-1963) wurde die von Eisenhower geplante Kuba-Invasion in der Schweinebucht am 17. April 1961 durchgeführt. Nachdem diese scheiterte, startete Kennedy im November des selben Jahres eine umfassende Terror-Kampagne gegen Kuba [16] unter der Bezeichnung Operation Mongoose.[17] Unter diesem Namen wurde ein aggressives Geheimprogramm aus Propaganda, psychologischer Kriegsführung und Sabotage in Kuba initiiert um die Castro-Regierung zu stürzen. Es gab Pläne, Castro durch explodierende Zigarren zu beseitigen [18] oder ihn auf verschiedenste Arten zu vergifteten. Während Operation Mongoose wurden industrielle Ziele und Hotels in Kuba bombardiert und andere Sabotageakte durchgeführt. Es war auch eine Operation mit dem Namen Northwoods [19] geplant, welche eine Serie von Vorschlägen für inszenierte „false-flag“ Terroranschläge beinhaltete, die von der CIA oder anderen Einheiten innerhalb und außerhalb der USA durchgeführt werden sollten. Diese Operation umfasste Vorschläge wie eigene Schiffe in Guantanamo Bay in die Luft zu jagen und den Kubanern die Schuld daran zu geben oder ein ferngesteuertes Passagierflugzeug abzuschießen und dann zu behaupten, in dem Flugzeug wären Studenten gewesen und Kuba hätte es abgeschossen. Weitere Pläne beinhalteten z.B. kubanisch-kommunistische Terror-Kampagnen in verschiedenen US-Städten ins Leben zu rufen, oder F-86 anzumalen, so dass diese aus der Ferne wie kubanische MIGs aussehen (oder gleich eigene MIG-Kopien zu bauen) um damit dann Anschläge zu inszenieren.[20] Alles in allem versuchte die Kennedy-Administration alles nur denkbare, um Castro zu Sturz zu bringen. Während Kennedy's Amtszeit begann auch die Invasion Südvietnams.[21] Als er am 22. November 1963 erschossen wurde, hatte er bereits 16.000 Soldaten nach Vietnam entsannt.
Nach JFK's Ermordung übernahm das Präsidentenamt Lyndon B. Johnson zwischen 1963 und 1969. Er war in den Coup d'état in Brasilien involviert, was wieder einmal zum Sturz eines demokratisch gewählten Präsidenten, nämlich João Goulart, im Jahre 1964 führte. Während seiner Amtszeit wurde dann auch der Tonkin-Zwischenfall vor der Küste des damaligen Nordvietnams im August 1964 inszeniert.[22] Dabei wurde ein US-amerikanisches Kriegsschiff angeblich in ein Gefecht mit nordvietnamesischen Schnellbooten verwickelt. Der Zwischenfall wurde von der US-amerikanischen Regierung unter Johnson als Vorwand für die offizielle Beteiligung der USA an den damals stattfindenden Feindseligkeiten zwischen Nord- und Südvietnam benutzt, die sich in der Folge zum Vietnamkrieg (1965–75) ausweiteten. Dieses Gefecht fand allerdings niemals statt, wie aus einem 2005 deklassifizierten Dokument der NSA klar hervorgeht.[23] Johnson selbst sagte 1965: „Soweit ich weiß, hat unsere Navy [während des Tonkin-Zwischenfalles] dort draußen nur auf Wale geschossen.“[24] Viele glauben, erst Nixon hätte mit der geheimen und illegalen Bombardierung von Laos und Kambodscha begonnen, tatsächlich begann bereits Johnson 1965 damit, Grenzgebiete in Kambodscha zu bombardieren.[25]
Danach kam Richard Nixon (1969-1974). Er erklärte während seiner Kampagne zu den Präsidentschafts-wahlen 1968, er würde den Krieg in Vietnam in Friede und Ehre zu einem Ende bringen. Geplant war allerdings das genaue Gegenteil, und die USA waren noch weitere fünf Jahre in diesen Krieg involviert. Er startete im Dezember 1972 die Flächenbombardements in Vietnam und nannte diese liebevoll „Operation Christmas Bombing“. Auch setzte er, in enger Zusammenarbeit mit Henry Kissinger, die geheime Bombardierung von Laos und Kambodscha [26] im Rahmen von Operation Menu oder der Operation Freedom Deal fort. Diese Operationen waren jahrelang weder dem Kongress, noch den Medien, und der Öffentlichkeit erst recht nicht bekannt. Allein im Jahre 1973 wurden während der Operation Freedom Deal 250.000 Tonnen Bomben auf Kambodscha abgeworfen. Auf Nixons Anweisungen hin befahl Kissinger "alles was fliegt" für ein massives Bombardement Kombodschas einzusetzen, um "alles was sich bewegt" zu bombardieren.[27] Allein in Kambodscha und Laos starben während des Vietnamkriegs ca. 500.000 Menschen.[28]
Die Nixon-Administration und die CIA waren auch für den Coup d'état in Chile verantwortlich, bei dem ein weiterer demokratisch gewählter Präsident, Salvador Allende, am 11. September 1973 gestürzt und durch den Diktator Augusto Pinochet ersetzt wurde,[29] da es für die USA unerträglich war, dass ein Linker die Herrschaft in einem südamerikanischen Land übernommen hatte.[30] Unter Pinochets Regime wurden alle die links vom politischen Spektrum standen - zehntausende Menschen - verfolgt, eingesperrt und gefoltert. Aus Platzmangel ließ Pinochet dann Fußballstadien in Konzentrationslager umfunktionieren und alles in allem mehrere tausend Menschen umbringen. Die CIA erklärte später selbst, dass sie aktiv die Militärjunta nach dem Sturz Allendes unterstützt habe.[31]
Nach Nixon folgte Gerald Ford (1974-1977). Dessen erste Amtshandlung war – mittels der Proklamation 4311 – die vollständige Begnadigung Nixons von allen von ihm begangenen Verbrechen.[32] Im Kampf gegen den Kommunismus autorisierte und unterstützte Ford tatkräftig den indonesischen Präsidenten Suharto bei der Invasion und Besetzung von Ost-Timor ab 1975.[33] Nach der Invasion von Ost-Timor vervierfachten sich die US-Waffenverkäufe an Indonesien von $12 Millionen 1974, auf $65 Millionen 1975 und die Waffenverkäufe an Jakarta verdoppelten sich von $17 Millionen 1974 auf $40 Millionen im Jahre 1976.[34] Bereits in den ersten vier Jahren der Besetzung wurden mehr als 100.000 Zivilisten getötet.[35] Chomsky und Herman zitieren die US-Unterstützung für Indonesien als Indiz dafür, dass „Washington zur weltweiten Hauptstadt von Folter- und Polit-Morden geworden ist.“[36] Während Fords Amtszeit erfolgte dann auch 1976 der Coup d'état in Argentinien bei dem die demokratisch gewählte Präsidentin Isabel Martínez de Perón gestürzt wurde.
Jimmy Carter war der nächste in der Reihe, von 1977 bis 1981. Er war relativ friedliebend und unterstützte nur beispielsweise die Militärregierung in El Salvador, und zusammen mit seinem National Security Advisor, Zbigniew Brzezinski, Organisationen wie die Taliban [37] und andere radikale Mudschahidin-Gruppierungen während der Intervention der Sowjetunion in Afghanistan [38] ab 1979, im Rahmen von Operation Cyclone - ebenfalls im Kampf gegen den Kommunismus. Diese Operation war die bis dato die längste und teuerste Geheimoperation der CIA. Die finanzielle Unterstützung der Mudschahidin begann mit $20-30 Million pro Jahr und erreichte ihren Höhepunkt 1987 unter Reagan mit Finanzierungen in Höhe von $630 Millionen.[39] Der pakistanische Premierminister, Benazir Bhutto, erklärte im Zusammenhang der US-Unterstützungen der Mudschahidin Ende der achtziger, die USA würden damit „Frankensteins Monster“ erschaffen.[40] Nach dem Rückzug der Sowjets aus Afghanistan schwand jedoch das Interesse der USA an den Mudschahidin ziemlich bald und damit auch die finanzielle Unterstützung. Vielleicht war es da aber bereits zu spät und Frankensteins Monster war schon erschaffen... Nach der Invasion Afghanistans verkündete Carter das, was später als die Carter-Doktrin bekannt wurde: Das die USA es niemals irgendeiner außenstehenden Macht gestatten würde, Kontrolle über den persischen Golf zu erlangen.
Auf Carter folgte Ronald Reagan. Während seiner Regierung (1981-1989) fand beispielsweise die Iran-Contra-Affäre in Nicaragua [41] 1985/1986 statt. Damals wurden Einnahmen aus geheimen und illegalen Waffenverkäufen an den Iran an die rechtsgerichteten Contras in Nicaragua weitergeleitet, um diese in ihrem Kampf gegen die linke sandinistische Regierung Nicaraguas zu unterstützen. Einer der wesentlichen Beteiligen in der Affäre war Admiral John Poindexter, damals Deputy National Security Advisor von Reagan. Er wurde später wegen Konspiration, Unaufrichtigkeit gegenüber dem Kongresses, Strafvereitlung und der Vernichtung und Fälschung von Dokumenten für schuldig befunden. Jedoch wurde er, so wie alle anderen an der Affäre Beteiligen, später von Gerorge W. Bush begnadigt und dann als Direktor des Information Awareness Office eingesetzt. Außerdem wurde in seiner Heimatstadt eine Straße nach ihm benannt: die John Poindexter Street. Der ehemalige Minister Bill Breeden stahl das Straßenschild dieser Straße als Protest gegen die Iran-Contra-Affäre und forderte anschließend, bezugnehmend auf die Gelder mit welchen die Contras unterstützt wurden, $30 Millionen Lösegeld für das Straßenschild. Dafür wurde er später zu einer Haftstrafe verurteilt, was ihn zur “einzigen Person machte, welche jemals als Ergebnis der Iran-Contra-Affäre eingesperrt worden ist“, wie Howard Zinn dazu anmerkte.[42] 1984 gewann Nicaragua den Prozess gegen die USA vor dem internationalen Gerichtshof welche auf Reparationszahlungen verklagt wurden. Laut internationalem Gerichtshof verstieß die USA in 291 Punkten [43] gegen geltendes internationales Recht indem sie u.a. die Contra-Guerillas in ihrer Rebellion gegen die Regierung Nicaraguas unterstützten und die Häfen des Landes verminten. Die USA legte jedoch Veto gegen dieses Urteil ein und verweigerte jedwede Zahlungen an Nicaragua.[44]
Reagan startete daneben auch die US-Invasion in Grenada [45] im Oktober 1983 welche von den Vereinten Nationen heftig mit der Begründung verurteilt wurde, dass diese Invasion ein abscheulicher Verstoß der internationalen Gesetzte darstelle.[46] Die Reagan-Administration unterstützte den philippinischen Diktator Ferdinand Marcos [47] sowie Israel im Krieg gegen den Libanon 1982 [48] und auch die anti-kommunistischen Rebellen im Bürgerkrieg in Angola,[49] ein Krieg der mehr als einer Millionen Menschen das Leben kostete.
Danach folgte George Bush (1989-1993). Er war unter anderem für die Invasion in Panama [50] unter der Bezeichnung Operation Just Cause im Dezember 1989 verantwortlich. Als Begründung dafür sagte er, er wolle die US-Bürger, die Demokratie und die Menschenrechte in Panama verteidigen. U.S. Army, U.S. Air Force, U.S. Navy und die U.S. Marines waren an der Invasion Panamas beteiligt. Teil der Operation Just Cause war die Operation Nifty Package, mit dem Ziel, Panamas Präsidenten (bzw. „Chef der Nationalgarde“, wie er sich selbst nannte) Manuel Noriega, gefangen zu nehmen, was ihnen auch gelang. Die Invasion kostete zwischen 2000 und 4000 Menschen das Leben [51], und das alles, nur um einen Mann gefangen zu nehmen der bis kurz davor auf der Gehaltsliste der CIA stand.[52]
Die Bush-Administration überzeugte die Bevölkerung der westlichen Welt auch für den Golfkrieg 1991/1992 mit der nett inszenierten Geschichte über die angebliche Gräueltat mit den Inkubatoren und den getöteten Babies während der irakischen Kuwait-Invasion, die ein Mädchen in genauen Details unter Tränen vor dem US-Kongress erzählt hatte. Die Geschichte wurde allerdings von PR Firmen erfunden und das Mädchen war die Tochter des kuwaitischen Botschafters der USA.[53] Die Story reichte aber zur Legitimation des Irak-Krieges völlig aus. Viel könnte man zu diesem Krieg schreiben, schlussendlich kostete er jedenfalls weit über 100.000 Menschen das Leben.[54] Bush Senior hat unter anderem auch den bereits weiter oben erwähnten John Poindexter ebenso wie Caspar Weinberger, der Verteidigungsminister unter Reagan war, von all deren Verbrechen im Zusammenhang mit der Iran-Contra-Affäre freigesprochen und Weinberger als „wahren amerikanischen Patrioten“ bezeichnet.
Bill Clinton, der nach Bush Senior kam und zwischen 1993 und 2001 das Amt inne hatte, war dann zur Abwechslung auch wieder einmal etwas friedliebender. Vielleicht war er aber auch nur clever: So war etwa genau zu der Zeit, als Clinton 1998 die Operation Desert Fox im Irak startete, auch rein zufällig gerade sein Amtsenthebungsverfahren in vollem Gange [55] und die meisten Medien konzentrierten sich in ihrer Berichterstattung darauf. Und während der Operation Infinite Reach war es ganz zufälligerweise genau dasselbe. Bei dieser Operation wurden angebliche Al-Qaida Stützpunkte in Afghanistan und die Asch-Schifa-Arzneimittelfabrik im Sudan bombardiert. Diese Fabrik war damals der größte Hersteller pharmazeutischer Produkte des Landes der den Großteil des Landesbedarfs bediente. Dem damaligen deutschen Botschafter im Sudan zufolge sind zehntausende Menschen aufgrund der Zerstörung dieser Fabrik ums Leben gekommen.[56] In den Medien bekam man davon aber beinahe gar nichts mit, denn der Angriff fand zufällig drei Tage nachdem Clinton vor der Grand Jury in der Lewinski-Affäre aussagen musste statt – und die Medien natürlich wieder hauptsächlich darüber berichteten und nicht über die Gräueltat der Regierung im Sudan. Außerdem half Clinton auch noch dabei, den illegalen Angriffskrieg der NATO in Jugoslawien in die Gänge zu bringen, indem er und sein State Department den Serben vorwarf, hunderttausende Albaner in ihren ethnischen Säuberungen ermordet zu haben, was Clinton dann mit dem Holocaust verglich.[57] Und das diente dann als Legitimation für den NATO Angriff im Kosovo.
Ihm folgte George W. Bush (2001-2009). Er startete seinen „Krieg gegen den Terrorismus“ mit der Invasion in Afghanistan im Oktober 2001 mit Hilfe verschiedenster Märchen die sich stets bald als reine Erfindungen herausstellten. Diese Märchen führten dann aber sogar dazu, dass der Bündnisfall der NATO zum ersten Mal in deren Geschichte in Kraft trat und bis heute andauert.[58] Vorwand dafür war die Jagd nach Osama bin Laden der angeblich für die die Anschläge von 9/11 verantwortlich war. Monate lang waren die Wörter Osama bin Laden und Al-Qaida permanent in allen Medien präsent. Mittlerweile versucht erst gar niemand mehr ernsthaft, irgendwelche Verbindungen zwischen diesen und 9/11 herzustellen. Es folgte dann 2002 ein gescheiterter Coup d'état in Venezuela, u.a. mit Unterstützung aller venezuelanischen Mainstream-Medien, bei dem der demokratisch gewählte Präsident, Hugo Chávez, gestürzt werden sollte.[59] Chávez wurde entführt und gefangen gehalten, während offiziell behauptet wurde, er wäre zurückgetreten.[60] Da er jedoch von zu vielen der Bürgern die ihn gewählt hatten unterstützt wurde, scheiterte der Plan schlussendlich und Chávez übernahm sein Amt kurz darauf wieder.
2003 begann Bush Junior mit der Invasion im Irak, unter der Bezeichnung Operation Iraqi Freedom, immer noch im Kampf gegen Osama bin Laden und Al-Qaida. Saddam Hussein hat Massenvernichtungswaffen und unterstützte bin Laden bei 9/11 war der Legitimierungsgrund für diesen Krieg gegen den die ganze Welt protestierte. Tatsächlich war dies der erste Krieg in der Geschichte, gegen den weltweite Proteste und Demonstrationen stattfanden, noch ehe er überhaupt begonnen hatte. Schätzungen zufolge beteiligten sich allein im Zeitraum zwischen 3. Januar und 12. April 2003 mehr als 36 Millionen auf der ganzen Welt an Protestaktionen gegen den Krieg. Patrick Tyler schrieb damals in New York Times dazu, es gäbe zwei Supermächte auf der Welt: die Vereinigten Staaten von Amerika und die öffentliche Meinung der Welt. Wie sich schlussendlich herausstellte, hatte der Irak weder irgendwelche Massenvernichtungswaffen, noch hatte er irgendetwas mit Osama bin Laden zu tun. Die gesamte Regierungsspitze hatte die Öffentlichkeit diesbezüglich immer und immer wieder schamlos belogen. Die Kriege in Afghanistan und im Irak dauern dennoch bis heute an und forderten hunderttausende ziviler Opfer.
2004 war die Bush Regierung in den Coup d'état in Haiti involviert [61], was zum Sturz des demokratisch gewählten Jean-Bertrand Aristide führte. Offiziell hieß es, Aristide wäre zurückgetreten, dieser selbst sagte jedoch, er wäre entführt und gefangen gehalten worden. Auf die Frage hin, ob er wirklich zurückgetreten sei, antwortete er: „Nein, ich bin nicht zurückgetreten. Was manche Leute als "Rücktritt" bezeichnen ist eine neue Art des Coup d'etas, oder modernes Kidnapping.“[62] Wem man glauben schenken soll, bleibt jedem selbst überlassen. In Anbetracht des Verlaufes des versuchten Coup d'états in Venezuela zwei Jahre zuvor, scheint Aristides Aussage jedoch nicht so weit hergeholt zu sein. Nebenbei unterstützte Bush auch noch das äthiopische Militär im Somalia Krieg 2006-2008 im Krieg gegen den Terrorismus.[63]
Der bisher letzte in der Reihe, Barack Obama, der nach Bush Junior ab Januar 2009 die Präsidentschaft übernahm, folgt treu den Fußstapfen seines Vorgängers im Antiterrorkrieg. Er gibt mittlerweile mehr Geld für die US-Kriegsspiele aus als Bush Junior, der bisheriger Rekordhalter darin war, Milliarden an Steuergeldern sprichwörtlich zu verballern.[64] Da sehr vieles über US-Präsidenten erst lange nach ihrer Amtszeit bekannt wird, wollen wir hier nun nicht voreilig sein und erst abwarten, bis seine Präsidentschaft endet, und ihn dann in diesen Artikel mitaufnehmen. Was sich bisher aber schon abzeichnet ist, dass Obama in verschiedener Hinsicht neue Wege zu beschreiten versucht. Seine Vorgänger hätten beispielsweise vermutlich den Iran schon längst aufgrund seines angeblichen Engagements, Atombomben zu bauen, bombardiert. Die Obama-Administration hingegen versuchte mit dem sogenannten Stuxnet Computervirus, welcher gemeinsam von Israel und den USA entwickelt worden war, das iranische Atomprogramm zu sabotieren.[65] Auch setzt Obama, mehr als alle Präsidenten vor ihm, auf den Einsatz von Drohnen um Angriffe in Pakistan, Somalia oder auch im Jemen durchzuführen – eine Strategie die bisher viele Zivilisten das Leben gekostet hat und somit auch einen klaren Verstoß gegen die Genfer Konvention darstellt.[66]
Dies sind nur einige wenige Beispiele, die Liste von Verbrechen seitens der USA ist jedoch wesentlich länger. Die letzte Kriegserklärung der USA gegenüber einem anderen Land war jene vom 6. Juni 1942 gegen Bulgarien während des Zweiten Weltkriegs. Danach gab es bis zum heutigen Tag keine mehr. Und dennoch haben wir hier einen Staat, der sich seit über sechsundsechzig Jahren permanent im Krieg mit Ländern aller Kontinente (mit Ausnahme der Antarktis und Australiens) befindet. Mit der Begründung, Freiheit und Demokratie zu verteidigen stürzen sie eine Regierung nach der anderen, unabhängig davon, ob es sich dabei um Diktaturen oder demokratisch gewählten Regierungen handelt. Alles und jeder wurde stets beseitigt, sobald irgendetwas oder irgendwer den US-Interessen im Wege stand, was die hier aufgezählten Beispiele mehr als deutlich zeigen. Eine Vielzahl von Kriegen, Angriffen, geheimer Operationen, Sabotageakten, Staatsstreichen, Entführungen, Folterungen und Morden wurden während der letzten sechsundsechzig Jahren seitens der amerikanischen Regierung inszeniert und finanziert. Foltermethoden wie das Waterboarding etwa wurden nachweislich von Bush jr. höchst persönlich angeordnet.[67] Spätestens seit den diplomatischen Depeschen die unter der Bezeichnung Cablegate von Wikileaks veröffentlicht wurden, zeigt sich ein sehr klares Bild darüber, wie tief die Abneigung der politischen Führung der USA gegenüber der Demokratie ist.
Der Grund für diese Vorgehensweise der USA ist in gewisser Hinsicht recht simpel: die Vereinigten Staaten sind das letzte große Imperium dieser Welt und sie versuchen alles, um diesen Status Quo auch beizubehalten. Die USA sind natürlich nicht in der selben Weise ein Imperium wie es etwa England einmal war. Amerika hat Vorgehen diesbezüglich schon lange in eine neue Art von Imperialismus abgewandelt, und das bereits 50 Jahre vor die Briten auf diese Idee kamen. 1902, nachdem die USA unter anderem Kuba von den Spaniern gestohlen hatten, ging die US-Regierung her und unterbreitete den Kubanern einen freundlichen Vorschlag: Kubas Unabhängigkeit. Man gab den Kubanern eine eigene Verfassung, einen eigenen Präsidenten, eine eigene Währung und eine eigene Flagge, unter der Voraussetzung, dass die USA im Gegenzug dafür Kubas Zucker- und Tabakindustrie und die völlige Kontrolle über deren Beziehungen zu anderen Ländern erhalten. Dafür war Kuba dann unabhängig und frei. Auf diese Weise fing die neue Form des Neo-Imperialismus der USA an. Die Briten kamen erst ein halbes Jahrhundert später auf den Gedanken, dasselbe mit ihren Kolonien wie z.B. Indien zu tun (Amerika hatte natürlich keine „Kolonien“ sondern „Territorien“). Übrigens ist bis heute eines dieser Sonderrechte der USA in Kuba existent und trägt den Namen Guantánamo Bay.
Das Ziel dieser neo-imperialistischen Vorgehensweise ist sehr konsistent und rational: Die Länder, Bewegungen und Anführer gegen die man vorgeht sind jene, die versuchen, ihre Entwicklung selbst zu bestimmen und die die Dinge auf andere Weise anzugehen versuchen. Die Länder, Bewegungen und Anführer die von den USA hingegen Unterstützung erhalten sind jene, die stets darauf achten, immer im Interesse der „Fortunate 500“ zu handeln. Während des Kalten Krieges bestand das Ziel dieser neo-imperialistischen Vorgehensweise vor allem darin, zu verhindern, dass konkurrierende Zentren der Entwicklung entstehen - Systeme die alternative Herangehensweisen bezüglich des Umgangs von Ressourcen und Arbeitskraft vorantreiben könnten. Nach dem Niedergang des Kommunismus besteht das neo-imperialistische Ziel nun darin, konkurrierende Zentren der kapitalistischen Entwicklung zu verhindern. Die USA sagen schon seit langem ganz offiziell, das sie den Aufstieg einer neuen Supermacht verhindern wollen. Aber sie wollen nicht nur das. Sie wollen ebenso jede regionale Macht an einem möglichen Aufstieg hindern. Jedes Land, welches den Versuch wagt, selbstständig alternative Wege seiner Entwicklung einzuschlagen und dabei dann auch noch Erfolge – so gering diese auch sein mögen – erzielt, muss um jeden Preis aufgehalten werden, da die Möglichkeit besteht, dass dieses Land irgendwann eine Konkurrenz oder sogar eine Gefahr für die etablierten, westlichen Märkte darstellen könnte. Und die USA versuchen mit aller Macht dies auf der ganzen Welt zu verhindern.
Natürlich gibt es auch noch andere terroristische Staaten auf dieser Welt, doch keine Nation dieser Welt hat auch nur ansatzweise eine solch lange Geschichte von staatsfinanziertem Terrorismus aufzuweisen wie jene Nation, die seit Jahrzehnten für sich beansprucht, Weltpolizei zu sein. Überall macht man sich heute sorgen über Terrorismus und wie man diesen vermeiden kann. Das Patentrezept der westlichen Nation dazu, allen voran der USA, scheint offensichtlich darin zu bestehen, selbst zu terroristischen Maßnahmen zurückzugreifen - in militärischer Form durch Angriffe, Kriege oder Staatsstreiche, auf CIA-Weise durch verdeckte Operationen, Morde, Entführungen oder Sabotage, oder in politischen und ökonomischen Formen wie etwa durch Sanktionen, welche, nebenbei bemerkt, niemals die Führung und die Eliten eines Landes treffen, sondern immer nur die breite Masse der Bevölkerung. Ganz so wie Kennedy einst gesagt hat: „Die Selbstgefälligkeit, die Zügellosigkeit der schwachen Gesellschaften ist dabei mit den Trümmern der Geschichte hinweg gewischt zu werden. Nur die Starken... können überleben.“
Abschließen möchte ich mit den Worten Noam Chomsky's: „Den weltweiten Terrorismus zu reduzieren wäre einfach: man müsste nur aufhören, sich daran zu beteiligen.“[68]
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Quellen:
[1] In leicht abgewandelter Form übersetzt aus: Noam Chomsky: "If the Nuremberg Laws were Applied..."
[2] Eisenhower, Dwight D.: The White House Years; Mandate For Change: 1953–1956, Doubleday & Company. pp. 312–313. (1963)
[3] Freeman, Robert: "Was the Atomic Bombing of Japan Necessary?", CommonDreams.org (6 August 2005)
[4] Leahy, William D.: I was there. New York (1950), p. 441.
[5] Zitiert in Gar Alperovitz, The Decision To Use the Atomic Bomb, pg. 359.
[6] Howard Zinn: "Hiroshima; Breaking the Silence"
[7] "Terrorism" Encyclopædia Britannica
[8] United States Code Congressional and Administrative News, 98th Congress, Second Session, 1984, Oct. 19, volume 2; par. 3077, 98 STAT. 2707 (West Publishing Co., 1984).
[9] US Army Operational Concept for Terrorism Counteraction (TRADOC Pamphlet No. 525-37, 1984); Robert Kupperman Associates, Low Intensity Conflict, July 30, 1983. Both cited in Michael Klare and Peter Kornbluh (eds), Low Intensity Warfare (Pantheon, 1988), pp. 69, 147. The actual quotation from Kupperman refers specifically to "the threat of force;" its use is also plainly intended.
[10] Siehe dazu z.B.: FM 3-24 Counterinsurgency (2006)
[11] United States Department of the Army (5 December 1990), Field Manual 100-20: Military Operations in Low Intensity Conflict
[12] Noam Chomsky: "The United States is a Leading Terrorist State", Barsamian, 2001
[13] David Irving, Hitler and Holocaust Denial: Electronic Edition, by Richard J. Evans (Holocaust Denial on Trial)
[14] "Targeting Iran" von David Barsamian, Noam Chomsky, Ervand Abrahamian und Nahid Mozaffari, p.15
[15] Stephen G. Rabe: Managing the Counterrevolution: The United States and Guatemala, 1954-1961 (review). The Americas. p. Volume 59, Number 4. (April 2003)
[16] House Select Committee on Assassinations Report, Volume IV, page 125. September 22, 1978
[17] Domínguez, Jorge I. "The Cuban Missile Crisis", The Journal of the Society for Historians of Foreign Relations, Vol. 24, No. 2, (Spring 2000)
[19] General Lyman L. Lemnitzer: Operation Northwoods Originaldokument
[22] Robert J. Hanyok: "Skunks, Bogies, Silent Hounds, and the Flying Fish: The Gulf of Tonkin Mystery, 2-4 August 1964" (page 177)
[23] Hanyok article (page 177)
[24] Cohen, Jeff, Solomon, Norman: 30-year Anniversary: Tonkin Gulf Lie Launched Vietnam War (1994-07-27)
[25] October 2006 full report by historian Ben Kiernan and Taylor Owen bzw. The Walrus: Bombs Over Cambodia (October 2006)
[27] Elizabeth Becker, "Kissinger Tapes Describe Crises, War and Stark Photos of Abuse", New York Times, 27 May 2004, siehe: NY Times: Kissinger Tapes Describe Crises, War and Stark Photos of Abuse (May 27, 2004)
[29] Frederick H. Gareau: State Terrorism and the United States: From Counterinsurgency to the War on Terrorism, p. 78-79 und Wright, Thomas C.: State Terrorism and Latin America: Chile, Argentina, and International Human Rights, Rowman & Littlefield, p. 29
[31] CIA 2000 report
[32] "President Gerald R. Ford's Proclamation 4311, Granting a Pardon to Richard Nixon", Gerald R. Ford Presidential Library & Museum. University of Texas bzw. "Presidential Proclamation 4311 of September 8, 1974, by President Gerald R. Ford granting a pardon to Richard M. Nixon"
[33] East Timor Revisited: Ford, Kissinger and the Indonesian Invasion, 1975-76, The National Security Archive bzw. Department of State Telegram: Ford Suharto meeting, p. 9/10
[34] World Policy Institute Report: U.S. Arms Transfers to Indonesia 1975-1997, Research Project (March 1997)
[36] Noam Chomsky, Edward Herman: The Political Economy of Human Rights (1980)
[37] Fitchett, Joseph: "What About the Taliban's Stingers?", The International Herald Tribune (September 26, 2001) bzw. BBC: Taleban in Texas for talks on gas pipeline (12/4/1997)
[38] Robert M. Gates: From the Shadows (2007), p. 146 und Zbigniew Brzezinski: How Jimmy Carter and I Started the Mujahideen (Le Nouvel Observateur (France), Jan 15-21, 1998, p. 76)
[39] Bergen, Peter: Holy War Inc., Free Press, (2001), p.68
[40] Evan Thomas: „The Road to September 11“, Newsweek (1 October 2001)
[41] The Iran-Contra Affair 20 Years On: Documents Spotlight Role of Reagan, Top Aides, The National Security Archive. 2006-11-24 und Noam Chomsky: "Who Are the Global Terrorists?" (May 19, 2002)
[42] Zinn, Howard (2003), pp. 587-588
[43] International Court of Justice Year 1986, 27 June 1986, General list No. 70, paragraphs 251, 252, 157, 158, 233 bzw. ICJ Military and Paramilitary Activities in and against Nicaragua (Nicaragua v. United States of America)
[44] Morrison, Fred L.: "Legal Issues in The Nicaragua Opinion", American Journal of International Law 81 (January 1987)
[45] Ronald H. Cole: Operation Urgent Fury: The Planning and Execution of Joint Operations in Grenada 12 October - 2 November 1983, Joint History Office of the Chairman of the Joint Chiefs of Staff Washington, DC, 1997, p.62
[46] United Nations General Assembly resolution 38/7, page 19, United Nations (November 2, 1983)
[47] Michael McClintock: American Doctrine and State Terror in Western State Terrorism, Alexander George, ed., Polity Press, 134 und Michael McClintock: Toward a New Counterinsurgency: Philippines, Laos, and Vietnam (2002)
[48] Bob Woodward: Veil - The Secret Wars of the CIA, Simon and Schuster (1987) und „Will U.S. Foreign Policy Increase Terrorism?“ (Worldpress July 5, 2004)
[49] James Brooke: "C.I.A. Said to Send Weapons Via Zaire to Angola Rebels", The New York Times (1987-02-01) oder Corpwatch: Report Alleges US Role in Angola Arms-for-Oil Scandal (May 17, 2002)
[50] International Development Research Centre: "The Responsibility to Protect", December 2001 und United Nations Security Council Draft Resolution S-21048 on 22 December 1989
[51] The Panama Deception (1992 Academy Award Winning Documentary)
[52] "Key dates for ex-Panama dictator Manuel Noriega", Associated Press (April 27, 2010)
[53] The New York Times: Deception on Capitol Hill (January 15, 1992)
[54] Robert Fisk: The Great War For Civilisation; The Conquest of the Middle East (Fourth Estate, 2005), p.853 bzw. Toting the Casualties of War, Businessweek (6 February 2003)
[55] Hitchens, Christopher: "No One Left to Lie To" Verso. 1999
[56] Werner Daum: "Universalism and the West", Harvard International Review (May 6, 2006 )
[57] "Clinton: Serbs must be stopped now", CNN (March 23, 1999), Phyllis Schlafly: "Numbers Game in Kosovo", Washington Times (1999-10-19) und Steven Erlanger: "Early Count Hints at Fewer Kosovo Deaths". The New York Times (November 11, 1999), p. A6
[58] NATO Pressemitteilung vom 12. September 2001, 2001 Ottawa Fall Session: Declaration on the Fight Against Terrorism & NATO Review: Invoking Article 5
[59] "Venezuela coup linked to Bush team", Observer International (21 April 2002), Scott Wilson: "Clash of visions pushed Venezuela toward coup", Washington Post, 21 April 2002, cited in Avilés, William (2009), "Policy Coalitions, Economic Reform and Military Power in Ecuador and Venezuela", Third World Quarterly, 30: 8, 1549 — 1564 oder "US 'likely behind' Chavez coup", Al Jazeera (21 September 2009)
[60] Jones, Bart: Hugo! The Hugo Chávez Story: From Mud Hut to Perpetual Revolution, London (2008: 332-3)
[61] Democracy Now!: President Aristide In His Own Words und Caleb McCarry: „Bush’s man for Cuba author of the Haitian disaster“ (Granma, October 28, 2005)
[62] Steve Miller and Joseph Curl: "Aristide accuses U.S. of forcing his ouster", Washington Times (2004)
[63] Marc Lacey and Helene Cooper: Efforts by C.I.A. Fail in Somalia, Officials Charge NY Times (8 June 2006), "US cash support for Somali warlords 'destabilising nation'", New Zealand Herald, Reuters, The Independent. 7 June 2006.
[64] Frankfurter Allgemeine Zeitung: Pentagon muss 100 Milliarden Dollar einsparen (10. August 2010)
[65] N-TV: Stuxnet von Israel und USA entwickelt (16. Januar 2011)
[66] Siehe dazu: Los Angeles Times: U.S. intensifies drone strikes in Pakistan (28 Sept. 2010), Al-Jazeerah: US Drone Strikes in Pakistan, Somalia, and Yemen Violate International Law (October 22, 2010) und Wallstreet Journal: U.S. Weighs Expanded Strikes in Yemen (25 Aug. 2010)
[67] Der Spiegel: "Bush ordnete Waterboarding persönlich an" (04.11.2010)
[68] Noam Chomsky: The New War Against Terror (October 18, 2001)